9) Wenn man den Partner gut kennt, kann man auch mal auf das Kondom verzichten.

  1. stimmt, wirklich riskant ist doch nur der anonyme Sex in Saunen, Parks und Darkrooms, vor allem in den Großstädten.
  2. stimmt nicht, "gut kennen" bedeutet im Hinblick auf HIV so gut wie gar nichts. Kondome bieten einen guten Schutz gegen HIV, egal an welchem Ort und mit welchem Partner.
  3. HIV wird nur übertragen, wenn keine Liebe im Spiel ist.

Richtige Antwort: b)

Tatsächlich ist in den Großstädten Deutschlands HIV stärker verbreitet als in Kleinstädten und auf dem Land (vgl. Epidemiologisches Bulletin des Robert-Koch-Instituts, zuletzt Sonderausgabe A 2008, Tabelle 4).

Darüber, wo sich die Ansteckungen ereignen, sagt das jedoch nur bedingt etwas aus. Denn zum Teil liegt das auch daran, dass Menschen, die sich auf dem Land mit HIV angesteckt haben, in die Metropolen ziehen, sei es wegen der größeren Anonymität, wegen der besseren Aussichten Partner zu finden, oder auch wegen der besseren medizinischen Infrastruktur.

Letztlich ist HIV in Deutschland bei Männern, die Sex mit Männern haben, zu stark verbreitet und dabei auch unabhängig von Szenen zu gleichmäßig verteilt, als dass sich daraus irgend ein sicheres Reservat ableiten ließe, in dem man ohne nennenswertes Risiko auf Kondome verzichten könnte.

Wozu diese Karte ?

Sich konsequent vor HIV zu schützen, jedesmal, bei jedem Partner, in jeder Situation, ohne jegliche Ausnahme ein Leben lang Kondome benutzen zu müssen, ist für viele von uns nicht realistisch.

Von daher ist es nur allzu verständlich, dass wir eigene Vorstellungen darüber entwickeln, an welchen Orten, bei welchen Partnern und in welchen Situationen eher von einem Risiko auszugehen ist und wo und bei wem wir glauben, uns sicherer fühlen zu können.

Oft spielt dabei eine Rolle, welchen "Lebenswandel" man einem möglichen (Sex)Partner unterstellt, Aids verbinden wir häufig mit inneren Bildern, die von bestimmten Wertvorstellungen oder einer Sexualmoral gezeichnet sind und die einer realistischen Einschätzung eher im Wege stehen.

Um von anderen nicht als riskanter Partner eingestuft zu werden, geben sich manche von uns nach außen hin als wählerisch , monogam oder risikobewusst, auch wenn das selbstkritisch betrachtet gar nicht zutrifft.

Umgekehrt ziehen wir bei neuen Partnern Rückschlüsse aus den Eindrücken, die wir bekommen, wie sie sich geben, was sie von sich erzählen oder wir bauen auf das Urteil anderer. Dabei neigen wir vielleicht auch dazu, uns von Wunschdenken leiten zu lassen, z.B. wenn wir verliebt sind.
So verständlich das alles sein mag: Die Frage des Lebenswandels kann man knicken!

Der Partner, der den Ruf einer 'Schlampe' hat, kann durchaus auch gerade der sein, der sich schützt, anders als der 'Brave', der vielleicht meint auf Schutz verzichten zu können, weil er so brav ist.
Entscheidend für das Risiko sind nicht die Orte und nicht die Partner mit denen man Sex hat, und auch die Gefühlslage wie Verliebtsein hat auf das Risiko keinen günstigen Einfluss.
Daher die Antwort b): "gut kennen" bedeutet im Hinblick auf HIV so gut wie gar nichts. Kondome bieten einen guten Schutz gegen HIV, egal an welchem Ort und mit welchem Partner.